In der Rehaclinic wandten wir ein interdisziplinäres Modell für die stationäre Behandlung von chronischen Schmerzpatienten an.  Die Patienten wurden betreut durch Mediziner, Physiotherapeuten, Psychologen und weitere Fachtherapeuten. In diesem Team bot ich Tai Ji und Qigong Therapie an und erlebte immer wieder, wie diese Art der sanften, langsamen Bewegung die Patienten auf verschiedene Art und Weise helfen konnte, wie z.B. …

Die Angst vor der Bewegung …

Es gibt so viele Gründe wieso man als Erwachsene die Bewegung scheut… ob man sich bei «Schulsport» immer wieder stark unter Druck fühlte, oder ob man sich nach einer Verletzung zu lange geschont habe, oder ob man neben Arbeit und Familie sich keine Zeit für Bewegung (als Freizeitbeschäftigung) nehmen kann/will …..

Eine Mischung dieser Faktoren kann dazu führen, dass Bewegung als bedrohlich, unangenehm und/oder unwichtig wahrgenommen wird. Es sind hier verschiedene starke Emotionen im Spiel: Angst, Scham, Frust – doch es fehlt die einfache Freude an Bewegung und der Glaube, das Bewegung zum besseren Wohlbefinden führen kann.

Tai Ji bietet hier einen guten Einstieg in die Bewegung, da man in der Langsamkeit rechtzeitig erkennen kann, ob eine Bewegung gut tut oder nicht. Man bremst also rechtzeitig, und verletzt sich nicht. Und dabei kann man die Selbstwahrnehmung trainieren und verbessern.

Ich unterscheide zwischen drei «Zonen»:

In der «grünen Zone» kann man sich absolut schmerzfrei bewegen und nicht einmal das Dehnen der Muskel spüren. Man ist hier «mühelos» und mit viel Vertrauen unterwegs.

In der «gelben Zone» kann man ein Dehngefühl in der bewegten Muskulatur wahrnehmen, vielleicht auch die feine Elastizität des Bindegewebes. Ich betone hier, dass man man spüren DARF, dass «es zieht» oder «es schafft» und dass wir hier unsere Muskulatur durch die Bewegung aufwärmen, verlängern und entspannen.

Und hier wird’s interessant. Die Patienten sollen spüren, wann sie an der Grenze zur «roten Zone» kommen. Diese Schmerzgrenze muss man kennen lernen, so dass man auf der sicheren, schmerzfreien Seite bleiben kann. Wir gehen nicht über die (persönliche) Schmerzgrenze. Punkt.

Wenn die Patienten merken, dass Sie diese «Zonen» selber erkennen und ihr Bewegungsausmass entsprechend anpassen können, haben Sie eine grosse Sicherheit gewonnen. Auch haben sie hoffentlich erlebt, dass es keinen Grund gibt, Bewegung in der «grünen» oder in der «gelben» Zone zu vermeiden. Mit der Zeit erlebt man, wie die mühelose Bewegungszone immer grösser wird…

ps. Auch Patienten mit Muskelkater dürfen (und sollen) die steifen Muskeln sanft bewegen (gelbe Zone!), ihre Blutzirkulation erhöhen und die Muskeln mit Sauerstoff ernähren. Denn Nichtbewegen hilft in dieser Situation überhaupt nicht.


«Aber der Doktor hat mir gesagt, ich darf nicht drehen!!!!!!!»

So lange der Doktor es erlaubt hat, an einem aktiven Rehabilitationsprogramm teil zu nehmen, kann man grundsätzlich mitmachen. So lange Sie ihre Grenzen beachten dürfen Sie ruhig und sanft bewegen! So bauen wir das Vertrauen in den eigenen Körper wieder auf und bewahren unsere Muskeln vor dem Abbau und vor schmerzhafter Steifigkeit.

Bewegen bewegen bewegen – darf auch sanft und minimal bewegen sein!!


Sich Pausen gönnen

Oft kommt es uns peinlich vor, eine Pause während einer Gruppenlektion zu verlangen oder zu nehmen. Auch wenn ich meine Lektionen mit Pausen und/oder ruhigeren Sequenzen und/oder Abwechslung zwischen Sitzen und Stehen gestalte, kann es sein dass die Patienten an ihre Grenzen kommen.

Dann ist es gut und richtig wenn man sich meldet und für sich eine Pause nimmt! Durch diese Pause schöpft man Kraft und Ausdauer für weitere Übungen. Aber auch hier geht es darum, die persönlichen Grenzen zu ziehen und zu respektieren. Dies kann man in der Bewegungsstunde ausprobieren/üben … und dann hoffentlich wird es im Alltag einfacher sein.


Bewegung ist Freude und Leben und vieles Mehr…

Bewegung kann ein Ausdruck der Freude sein und an Momente des Lebens erinnern. Wenn wir uns bewegen sind wir ganz bewusst in unserem Körpern präsent und oft können wir auf dieser Art unsere Köpfe ausschalten!

Wenn der Körper sanft, ruhig, und mit regelmässiger, tiefer Atmung bewegt wird, entsteht ein Entspannungsimpuls, der den Körper unterstützt, Stress zu bewältigen. Diese «Relaxation Response» (nach Benson) ist ein spannendes Beispiel, wie sanfte Bewegung die bessere Schmerzprävention sein könnte als übermässiges Schonen.

Bewegung und Freunde.
Bewegung und Musik.
Bewegung und Natur.
Bewegung und Spiel.
Bewegung und Gesundheit.
Bewegung und Aesthetik.

Vielleicht sagen Ihnen diese Bilder etwas Positives – entweder leben Sie bereits so, oder würden gerne in der Zukunft solche Bewegung in ihr Leben bringen. Just do it!